Kieselholz-Atlas Region Neuburg

 

Einleitung


Herausgeber / Editors: Peter Holleis & Alexander M. Heyng


 

In fast allen in Bayern vorkommenden geologischen Formationen lässt sich fossiles Holz in unterschiedlichen Erhaltungsformen finden. Diese "Hölzer" können z.B. als inkohltes Holz vorliegen, als ein Beispiel seien hier die Mooreichen aus dem Einzugsbereich der Donau genannt. Auch die lignitisierten oder gagatisierten, wie auch die in Markasit erhaltenen Hölzer aus der Braunkohle der Oberpfalz, aus dem Jura (Lias) und auch aus der Molasse, z.B. aus der Tongrube in Berg nördlich von Donauwörth seien genannt. Schließlich auch die in verkieselter Form vorliegenden Hölzer der Oberen Süßwassermolasse (OSM) aus den tertiären miozänen Sanden und in Schotterresten im Bereich der lehmigen Ablagerungen der Südlichen Franken-Alb. Vereinzelt finden sich auch umgelagerte Kieselhölzer in den Ablagerungen der Würmeiszeit im Großraum München.

 

"Die ersten Hinweise auf Kieselhölzer in Bayern stammen von M. FLURL (1792) und von P. SCHÄRL (1794). Pater PLACIDUS SCHÄRL, ein Benediktiner am Berg Andechs, nennt in seiner heute überaus informativen und lesenswerten Publikation „Von Versteinerungen des Holzes“ bereits 1794 mehrere Fundorte im Gebiet der Südlichen Frankenalb. Erwähnt werden als „Distrikt der Holzsteine“ die Orte Unterstall, Joshofen, Ried, Leßacker (heute Laisacker) und Pittelbrunn (heute Bittenbrunn). Auf Funde von Holzsteinen bei Regensburg, im "Eichstättischen, Anspachischen und Bayreuthischen“ wird aufmerksam gemacht. Erste Aufsammlungen von Holzsteinen aus dem „Eichstättischen“ für die damaligen Naturalienkabinette dürften daher bereits vor 200 Jahren erfolgt sein. Wörtlich berichtet P. SCHÄRL u.a. auch von Holzsteinen südlich der Donau: „Sogar auf den öffentlichen Straßen daselbst, welche von den Holz- und Feldfuhren der Bauern aufgerissen worden sind, stecken unter dem gelben Sande, oder unter den Wasen bald dort, bald da, versteinerte Holzstücke: welches anzeigt, daß hier einmal ein Wald müsse gestanden haben. Auch diesseits der Donau haben südwestwärts von Neuburg auf den wagenhofischen Feldern, und unter der Altenburg einige schwärzlichte Holzsteine gefunden, jedoch nicht in jenen Mengen wie bei Unterstall. - Gibt es wohl auch im übrigen Baiern Holzsteine? Baiern kann nicht leer von diesem Naturspiel seyn.“ (Zitat Selmeier, 2001).

Hundert Jahre später erwähnt auch GÜMBEL (1889) „organische Einschlüsse im Tertiär“ mehrere damals bekannte Fundstellen, u.a. Hollenbach südlich Neuburg/Donau sowie Aichach und Pfaffenhofen a.d. Ilm.

Prof. Dr. K. Mägdefrau (1908 – 1999), u.a. Verfasser der Werke „Paläobiologie der Pflanzen“ und „Geschichte der Botanik“(1992), gab vor Jahrzehnten die Anregung zur Bearbeitung der Kieselhölzer aus der Umgebung von Neuburg a. d. Donau (Selmeier 2001).

Umfangreichere und bekannte Privatsammlungen der südlichen Frankenalb sind die von L. Fruth, von A. Selmeier und von P. Holleis. Dann aus der Umgebung von Neuburg/Donau von L. Lang und aus den Donauschottern bei Deggendorf von H. Haberda sollen als Beispiele genannt sein.

 

Mein erster Hinweis auf das Vorkommen von versteinertem Holz aus Bayern stammt von meinem Vater, der mir von seinen Erfahrungen - von in Mainschottern vorkommenden Hölzern - berichtet hat, die beim Staustufenbau Rothenfels am Main zutage kamen. Während meines Studiums habe ich in einer Bibliothek das Buch: „Abriß der Geologie von Bayern r.d. Rheins“ in sechs Abteilungen von Dr. Mattheus Schuster von 1927 gefunden und mit großem Interesse studiert. Im IV. Abschnitt, auf Seite 96 dann der entscheidende Hinweis: „Die obermiozänen Bildungen zwischen Eichstätt und Neuburg/Donau: ... im Sand liegen häufig kleinere und größere Stücke Kieselhölzer, wahrscheinlich Eichenstamm-Stücke, besonders zwischen Neuburg, Nassenfels und Adelschlag.“ Der Einstieg für die Suche nach Fundorten war gelegt.

Lesesteinhaufen an Feldrändern der Gemarkung Attenfeld, Neuburg/Donau lieferten erste Hinweise über die Möglichkeit von Kieselholzfunden. Auf den angrenzenden Fluren fand sich dann auch das gesuchte Material. Meine Fundorte liegen überwiegend nördlich der Donau im Bereich: Bittenbrunn – Attenfeld – Egweil – Pettenhofen – Bergheim und Wittenfeld/Prielhof südlich Eichstätt.

 

Bestimmte Parameter sind die Voraussetzung für Kieselholzfunde: Als erstes die Höhenlage: Funde ließen sich überwiegend im Bereich von 390 m bis 435 m über NN tätigen. Zweitens die Färbung in einer Ackerlage: dunklere Stellen waren meist fundträchtig, dies hängt wohl mit dem Vorkommen von Bohnerzen zusammen.

Die Sammlung HOLLEIS aus dem Raum Neuburg a. d. Donau umfaßt rund 4.000 Kieselhölzer. Davon sind 3.770 nach Fundort, Größe und Gewicht und sonstigen Merkmalen genau dokumentiert. Der Großteil dieser Sammlung wurde dem Naturmuseum Augsburg übereignet.

Die Funde sind unterschiedlich groß, von rund „cm“ kleinen Hölzchen bis zu ca. 50 kg schweren Hölzern. Die Erhaltung der Holzstrukturen reicht von perfekt erhalten bis hin zu umstrukturierten, bei denen jegliche Feinstruktur verloren gegangen ist.

Wichtig war auch immer die Beobachtung, in welchem Bodensubstrat die Hölzer liegen und welche sonstigen Gerölle als Begleiter vorhanden sind. Dadurch lassen sich eventuell Rückschlüsse auf Umlagerungen feststellen.

 

QUELLE: Peter Holleis 2024

 

 

Fundgebiet & Fundorte

 

Die Kieselholzfundschichten (I bis XII und B) lassen sich gut eingrenzen mit einer allgemeinen Höhenlage von 420-430 m üNN. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß in dem unserem Fundgebiet benachbarten Bereich nach Westen die Ablagerungen des Miozäns bis auf die Höhe von 460 m üNN reichen (siehe dazu STREIT, Blatt 7232 Burgheim Nord, GLA München,1978). Einzig der Fundbereich Egweil liegt deutlich tiefer zwischen 400-405 m üNN, hier weichen auch die Hölzer hinsichtlich äußerer Form, Struktur und anderen Merkmalen von den anderen Bereichen erheblich ab.
Die flächige Ausdehnung der einzelnen Fundpunkte erreicht in der Regel meist nur 50 x 100 m, wobei eine seitliche Streuung durch die Feldbearbeitungsmaßnahmen gegeben ist.

 

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Lage der Kieselholzfundstellen (mit Anzahl der jeweilgen Kieselholzfunde) auf den Gradabteilungsblättem Nr. 7133 Eichstätt, 7232 Burgheim Nord und 7233 Neuburg a. d. Donau:

1. Attenfeld
Material: 2213 Kieselholzfunde / 154 Dünnschliffe
TK 25 Nr. 7233 / RW: 44 39 800; HW: 54 05 250

2. Bergheim
Material: 340 Kieselholzfunde / 25 Dünnschliffe
TK 25 Nr. 7233 / RW: 44 44 500; HW: 54 03 400

3. Egweil
Material: 776 Kieselholzfunde / 95 Dünnschliffe
TK 25 Nr. 7233 / RW: 44 42 550; HW: 54 05 520

4. Igstätterhof
Material: 73 Kieselholzfunde / 9 Dünnschliffe
TK 25 Nr. 7233 / RW: 44 39 750; HW: 54 04 300

5. Wittenfeld
Material: 167 Kieselholzfunde / 17 Dünnschliffe
TK 25 Nr. 7133 / RW: 44 41 000; HW: 54 10 500

6. Ziegelau
Material: 21 Kieselholzfunde / 6 Dünnschliffe
TK 25 Nr. 7232 / RW: 44 37 600; HW: 54 02 000


 

QUELLE: Gottwald, H. 2002. Tertiäre Kieselhölzer der Südlichen Frankenalb. - Doc. nat. 143: 1-52, 7 Taf.; München. (S. 6; Abb. 1)

 

Attenfeld

TK 25 Nr. 7233 / RW: 44 39 800; HW: 54 05 250
Die Kieselhölzer aus dem Gebiet von Attenfeld sind überwiegend rauh, vereinzelt auch abgerollt. Die Größe der Stücke schwankt zwischen einigen Millimetern Länge und einem Meter Umfang. Während der Flurbereinigung wurden noch deutlich größere Stücke gefunden. Interessant ist hierbei die Größenverteilung in Bezug auf die einzelnen Fundpunkte. Größere Stücke liefert eigentlich nur der Fundpunkt VII. Im Jahre 1988 wurde im anschließenden Feld ein Flachsilo erstellt. Nach Abtragung des Oberbodens von ca. 40 cm war der darunter anstehende Lößlehm aufgeschlossen. Aus diesem freigelegten Untergrund wurden einige größere Hölzer geborgen. Von den Fundpunkten IV und V stammen nur kleinere Stücke. Auffallend ist auch folgendes: an den Stellen VIII und IX sind im Vergleich zu anderen Bereichen relativ viele Hölzer dunkelblau-schwarz bis schwarz erhalten (im Dünnschliff jedoch nur dunkelbraun). Einige Hölzer zeigen außen eine graublaue Färbung (Verwitterungsrinde?), innen jedoch die übliche braune Holzstruktur. Vereinzelte Hölzer sind andeutungsweise rot gefärbt, wie auch einseitig angeschwärzt (angekohlt?). Der Fundpunkt VII bringt zahlenmäßig die meisten Hölzer (siehe auch Tab. 1).
Die mit XIII bezeichnete Fundstelle bezieht sich auf die Tongrube der Ziegelei Ried. Unter der für die Ziegelei abgetragenen Lößlehmschicht (rund 6 m) steht die alte Landoberfläche aus der beginnenden Mindeleiszeit an. Nach einer Meldung in der "Neuburger Rundschau" vom 4. April 1989 wurden auf und in den alten Bodenschichten die ältesten bisher in Bayern gefundenen Artefakte (Faustkeil-Vorläufer?) gefunden. Daneben treten auch Kieselhölzer, diverse Gerölle, Limonite und Bohnerze auf. Die hier vorhandenen Hölzer sind meist sehr klein und nicht besonders gut erhalten. Einige Hölzchen haben noch anhaftende Limonitsandstein-Reste.

 

Bergheim

TK 25 Nr. 7233 / RW: 44 44 500; HW: 54 03 400
Die Hölzer vom Fundort Bergheim finden sich nicht so konzentriert wie an den anderen Stellen (hier sind entsprechend längere Wege erforderlich). Die vorhandenen Kieselhölzer sind in der Größe gut sortiert, aber im Vergleich mit den anderen Fundorten meist nicht so gut erhalten. Gerade die größeren Stücke sind für Dünnschliffe ungeeignet. Durch Auffüllung und Planierung einer Teilfläche ging der Palmenfundort verloren. Vom Gebiet wurde von A. SELMEIER (Archaeopteryx 1986: 61-78, Abb. 1-8) verschiedene Juglandaceen bestimmt und beschrieben. Die daneben gefundenen Gesteine weichen in einzelnen Typen von allen anderen ab. Dies trifft im besonderen auf die weiß-schwarz gebänderten Quarzite mit Quarzkristallrasen (Niedertemperatur-quarze?) zu. Die Ausformung der Quarzkristalle ist meist recht gut. Neben diesen und anderen Quarziten kommt an dieser Stelle tuffig-poröser (teilweise regelrecht körniger) Dolomit vor (obermiozäner Süßwasserkalk; ANDRES 1951:22-23).

 

Egweil

TK 25 Nr. 7233 / RW: 44 42 550; HW: 54 05 520
Das Fundgebiet von Egweil liefert die Hölzer mit der größten Variabilität, d.h. es gibt hier rauhe und abgerollte, sehr große und sehr kleine, sehr gut und sehr schlecht erhaltene Stücke. Einige Hölzer von hier haben die seltsame Eigenschaft, Wasser zu saugen und trotzdem fast trocken zu sein - sie lassen sich daher nicht dünn schleifen. Es gibt hier rund 60 Hölzer, die typische Windkanterausformungen zeigen. Von den genannten Holzstücken ist nur ca. ein Fünftel wirklich unregelmäßig rauh erhalten. Einige Kieselhölzer dieses Gebiets zeigen auch deutlichen Wurmbefall, wobei ein sehr gut erhaltenes Holz von A. SELMEIER (Archaeopteryx 1984: 13-29, Egweil) als Lauroxylon mit Bohrgängen und Koprolithen von Anobium sp. bestimmt und beschrieben wurde. Zudem kommen hier schichtig-plattige Quarzite vor mit zahlreichen Stengel- und Blattabdrücken auf den Schichtebenen. Die Plattengröße erreicht mitunter die Ausmaße von rund 30 x 20 cm mit 4 cm Dicke. Bei den Lesesteinen und Geröllen überwiegen die einfarbigen Quarzite. Relativ häufig treten die Lydite in Erscheinung (siehe dazu Tab. 2).

 

Igstätter Hof

TK 25 Nr. 7233 / RW: 44 39 750; HW: 54 04 300
Die Hölzer vom Igstätter Hof beruhen nicht auf eigener Sammlungstätigkeit, sondern wurden vom Grundstückseigentümer zur Verfügung gestellt. Die Erhaltung wie auch die Größe der Hölzer ist sehr variable.

 

Prielhof / Wittenfeld

TK 25 Nr. 7133 / RW: 44 41 000; HW: 54 10 500
Das in der Literatur bereits mehrfach erwähnte Gebiet westlich des Prielhof erreicht die Höhe von rund 450 m üNN. A. Selmeier hat im Bereich des Prielhofs alle seine Funde getätigt. Nach Auskunft vom Wittenfelder Betriebsleiter kamen früher dort auch große Kieselhölzer (Stammstücke) vor. In den 80er-Jahren fanden sich nur relativ kleine Stücke, die aber ausgezeichnet in der Struktur erhalten waren.

 

QUELLE: Holleis, P. 1992. Kieselhölzer aus randlichen Ablagerungen der Oberen Süßwassermolasse (südliche Frankenalb). - Doc. nat. 70: 30-35, 1 Abb., 2 Tab; München.

 

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QUELLE: Holleis, P. 1992. Kieselhölzer aus randlichen Ablagerungen der Oberen Süßwassermolasse (südliche Frankenalb). - Doc. nat. 70: 30-35, 1 Abb., 2 Tab; München.

(Tab. 01 & 02, S. 36 & 37)

 

 

Geologie und Lagerung der Kieselhölzer

 

Die Kieselhölzer werden auf Äckern, an Feldrainen und auf Wegen sowie in künstlichen Aufschlüssen wie Baugruben oder Straßeneinschnitten aufgesammelt. Ihr Fundort entspricht also nicht einer in situ Lagerung innerhalb einer sedimentären Abfolge. Die Kieselhölzer, die auf Äckern gefunden werden, werden durch Frostauftrieb nach oben verfrachtet und ausgeackert. Aus Beobachtungen im Zentralen Fundgebiet ergibt sich, daß die Kieselhölzer flächig regellos, jedoch nicht horizontgebunden, in unterschiedlicher Dichte im Sediment verteilt vorkommen. Außerdem finden sich Kieselhölzer in Klüften und Spalten im Jurakalk, die mit tertiärem Sedimentmaterial verfüllt sind.


Die Kieselhölzer lagern in lehmigen Glimmersanden, den typischen Sedimenten der Oberen Süßwassermolasse, die weitverbreitet die sog. tertiäre Albüberdeckung bilden (SCHMIDTKALER 1979, LANG 2001). Diese tertiäre Albüberdeckung bedeckt unterschiedlich mächtig und mit mehr oder minder sandigen Sedimenten den im Untergrund lagernden kretazischen und jurassischen Sockel (UNGER 1996). Bereits ANDRES (1951) bescheinigt diesem „geologisch vielseitigen“ und „bewegten Gebiet“ stark wechselnde Mächtigkeiten der tertiären Überdeckung bei wechselnd unterschiedlicher Verbreitung.

Systematische wissenschaftliche Grabungen in flächigen Aufschlüssen um eventuelle horizontale, schichtgebundene oder vertikale Häufungen von Kieselhölzem nachzuweisen wurden offensichtlich bisher noch nicht durchgefuhrt.

 

So bleibt die Frage nach den Ursachen der Häufung von Kieselhölzem gerade im Zentralen Fundgebiet der Südlichen Frankenalb: Die Ansammlung von Kieselhölzem in diesem Gebiet dürfte darauf zurückzuführen sein, daß besonders im Miozän größere Entwässerungsrinnen, wie beispielsweise die Regnitz-Naab-Entwässerung, gegen Süden bis Südwesten den nordbayerischen Raum mit großen Flüssen entwässerten. Wechselnde Wasserführung mit nachlassender Fließgeschwindigkeit - bei temporärer Stauwirkung durch sich verlagernde Sandbänke und somit Sedimentation von größeren Kiesgeröllen im Flußbett - könnte eine Ursache für das gehäufte Auftreten von Kieselhölzem gerade in diesem Gebiet sein. Das Phänomen von wechselnden Fließgeschwindigkeiten bei schwankendem Wasserstand und nachlassender Transportkraft von Strömen läßt sich heute noch in Asien und Afrika beobachten, wo Flüsse im Urzustand belassen sind. Der oben beschriebene Ablauf im fluvialen Geschehen fuhrt dabei durch Aufschaukeln zu Wellenbergen nach abschnittsweiser Stauung, zur Sedimentation von größeren Gerollen vor der Sandbank und schnellerem Abfließen nach Überwindung des Stauers. Die Häufung von Kieselhölzem gerade im hier beschriebenen Zentralen Fundgebiet am südlichen (heutigen) Rand der Südlichen Frankenalb muß demnach nicht unbedingt auf eine Schwemmkegel-Sedimentation zurückgeführt werden. Dieser Interpretation widersprechen auch die Glimmersande, wenn man davon ausgeht, daß Kieselhölzer und Glimmersande als einbettendes Medium zeitgleich transportiert und sedimentiert wurden, wovon man eigentlich ausgehen kann.

Im Gegensatz zu ANDRES (1951), der das Kieselholz-Fundgebiet auf der Südlichen Frankenalb als „Glimmersandbucht“ nach Norden des südlich lagernden Molasse-Sedimentationsraumes bezeichnete, in die (wohl von Süden; Anm. d. Verf.) die noch schwimmfähigen „Drifthölzer“ eingeschwemmt wurden, um erst später mineralisiert zu werden, spricht heute vieles dafür, daß die Hölzer schon entrindet und bereits verkieselt auf primärer und sekundärer Lagerstätte lagerten (im Norden), bevor sie, durch längeren fluviatilen Transport verkleinert und gerundet, auf tertiärer Lagerstätte am Südrand der heutigen Frankenalb sedimentiert wurden (u.a. frdl. mündl. Mitt, von H. J. UNGER).

 

QUELLE: Gottwald, H. 2004. Neue taxonomische Untersuchungen an 205 tertiären Hölzern und 2 verkieselten Rindenresten aus der Südlichen Frankenalb und deren Randgebieten - mit Aussagen über Herkunft und Flora, Klima und Alter. - Doc. nat. 153: 1-93, 9 Taf.; München. (S. 7-8)

 

 

Erscheinungsbild der fossilen Hölzer und Rinden


Die Oberfläche der Kieselhölzer erscheint überwiegend feinkörnig, dicht, oft fast wie glatt poliert und im frischen Anbruch oder Anschliff von glasiger Konsistenz. Ihre Form kann plattig bis regellos gerundet sein, die Flächen und Kanten der Fundorte B und E sind häufig glatt geschliffen bis gut gerundet (HOLLEIS 1992). Es handelt sich um Rundungsformen, wie sie bei harten Gesteinen nach längerem fluviatilen Transport beobachtet werden können. Insgesamt sind die Kieselhölzer der Südlichen Frankenalb fester und dichter als die aus dem Ortenburger Schotter in Niederbayern (GOTTWALD 1997; UNGER 1997).

Die durchschnittliche Größe der Kieselholz-Fundstücke liegt bei 20 cm Länge und 8 cm Durchmesser. Maximal wurden Stücke bis über einen Meter Länge und bis zu 35 cm Durchmesser gefunden.

Die Farbe der Kieselhölzer wechselt von einem indifferenten Gelblichgrau zu Braun bis Grünlichbraun, im Querbruch zeigt sich eine dünne, intensiver gefärbte Randzone, wobei es sich nicht um eine holzbiologische oder genetische Zonierung, wie etwa beim Splint- und Kernholz handelt, sondern um eine Kruste, die bei der Lagerung im Boden und bei der Mineralisierung entstanden ist, was man aus der „schiefen“ Lage zu den Holzstrahlen und Zuwachszonen erkennen kann.

Bisher wurden noch keine Kieselhölzer mit anhaftenden Rindenteilen gefunden. Zwei separate, mineralisierte Rindenbruchstücke werden in dieser Arbeit erstmalig untersucht und beschrieben.

 

QUELLE: Gottwald, H. 2004. Neue taxonomische Untersuchungen an 205 tertiären Hölzern und 2 verkieselten Rindenresten aus der Südlichen Frankenalb und deren Randgebieten - mit Aussagen über Herkunft und Flora, Klima und Alter. - Doc. nat. 153: 1-93, 9 Taf.; München. (S. 8)

 

 

Frühere taxonomische Untersuchungen

 

Die ersten systematischen xylemanatomischen Diagnosen an den Kieselhölzem der Südlichen Frankenalb erfolgten durch FELIX (1883) und MÜLLER-STOLL & MÄDEL (1958). Seit 1967 arbeitet A. SELMEIER über die Kieselhölzer und legte in zahlreichen Veröffentlichungen Bestimmungen an diesen fossilen Hölzern vor. H. P. J. GOTTWALD (2002) publizierte 16 bisher diagnostisch noch nicht bearbeitete Kieselhölzer aus der Südlichen Frankenalb und faßte alle bis zu diesem Zeitpunkt publizierten taxonomischen Ergebnisse tabellarisch zusammen: Neben den beiden gymnospermen Familien der Cupressaceae und Taxodiaceae wurden die dicotylen Familien der Anacardiaceae, Ebenaceae, Fagaceae, Hamamelidaceae, Icacinaceae, Juglandaceae, Lauraceae, Leguminosae, Meliaceae, Platanaceae, Rosaceae, Sapotaceae, Tiliaceae und Ulmaceae nachgewiesen. Dieser hohe Anteil von Laubholz-Familien (92 %) entspricht auch dem starken Überhang von Fundstücken bei den Gattungen und Arten.

Die Familie der Dipterocarpaceae wird oben nicht aufgelistet, da das so bezeichnete angiosperme Kieselholz nur traumatische und keine familiendiagnostisch zu wertende vertikalen Harzkanäle besitzt.

Ein Vergleich der Familien, vor allem aber der Gattungen, zeigt bei den entsprechenden rezenten Vergleichstaxa erhebliche Unterschiede hinsichtlich der zum Wachstum erforderlichen Temperaturen: Die Temperaturbedürfnisse der an einem Punkt der Südlichen Frankenalb gefundenen Kieselhölzer reichen von tropisch bis temperiert. Ein Wachstum in ein und derselben Region oder/und zur gleichen Zeit ist daher wohl auszuschließen. Bei den Niederschlagsraten sind nur mäßige bis niedrige Ansprüche dieser Hölzer zu erkennen. Der Bau der Zuwachszonen läßt häufig auf ein Klima mit ausgeprägten Jahreszeiten schließen, wie man es bei Hölzern aus temperierten oder auch typischen Monsun-Regionen kennt.

Außerdem fällt auf, daß die jährlichen Zuwachsraten ein überwiegend mäßiges bis geringes Wachstum anzeigen mit oft langen Folgen von Zuwächsen um lediglich einen Millimeter. Dabei kann es sich weder um Alterswuchs noch um Astholz handeln, da von diesen eine derartige Mischung unbekannt ist.

 

QUELLE: Gottwald, H. 2004. Neue taxonomische Untersuchungen an 205 tertiären Hölzern und 2 verkieselten Rindenresten aus der Südlichen Frankenalb und deren Randgebieten - mit Aussagen über Herkunft und Flora, Klima und Alter. - Doc. nat. 153: 1-93, 9 Taf.; München. (S. 8-9)

 

 

Aussagen zu Alter und Herkunft der Kieselhölzer

 

Alle bisher erarbeiteten taxonomischen Ergebnisse zeigen bei den klimatischen Ansprüchen der einzelnen Familien deutliche Unterschiede, so daß ein zeitgleiches Wachstum am selben regionalen Standort unwahrscheinlich ist (GOTTWALD 2002). Zu den „kühlen“ Taxa mit einem Klima, das weitgehend dem heutigen mitteleuropäischen entspricht, zählen die Familien der Rosaceae, Ulmaceae, Taxodiaceae und teilweise auch der Fagaceae, Hamamelidaceae, Juglandaceae und Platanaceae sowie die der Tiliaceae (GREGUSS 1955, 1959; HUBER & ROUSCHAL 1954; SCHWEINGRUBER 1990), die teilweise bereits einem wärmeren Klima entsprechen. Eine ähnliche Zwischenstellung, aber mit bereits bis an tropische Temperaturen reichenden Erfordernissen besteht bei den Familien der Anacardiaceae, Ebenaceae und auch der Lauraceae. Zu den tropischen Hölzern sind die Icacinaceae, Meliaceae und Sapotaceae zu stellen. Die bis 2002 bestimmten Hölzer aus der Großfamilie Leguminosae und der Cupressaceae können in jeder der drei klimatischen Großgruppen vorkommen.

Trotz dieser Erkenntnisse wurde das wahrscheinliche Alter der Kieselhölzer mit Miozän angegeben und gleichzeitig von tropischen Holzarten gesprochen. Zweifel an diesem postulierten miozänen Alter wurden bereits geäußert (GOTTWALD 2002).

Zur Herkunft der Hölzer wurde ebenfalls bereits Stellung bezogen (GOTTWALD 2002) und die Ansicht vertreten, daß die in den Glimmersanden auftretenden Lydite, zusammen mit den Kieselhölzern transportiert und sedimentiert, auf einen Antransport aus dem Norden deuten.

 

QUELLE: Gottwald, H. 2004. Neue taxonomische Untersuchungen an 205 tertiären Hölzern und 2 verkieselten Rindenresten aus der Südlichen Frankenalb und deren Randgebieten - mit Aussagen über Herkunft und Flora, Klima und Alter. - Doc. nat. 153: 1-93, 9 Taf.; München. (S. 9)

 


 

 

Historische "Holzsteine" aus der ehemaligen Lehrsammlung des

„Königlichen Schullehrer-Seminars Eichstätt“

 

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Originalbeschreibung: "831. Holzstein gelbl. brauner /: Weißerle:/(?) 26. 3 a 2"

 

Originalbeschreibung: "825. Holzstein grauer u schwaerzl. v Arka(?) in Ungarn 26. 2(?) a 2 153"

 

Originalbeschreibung: "819. Holzstein verst. Palmenholz v. Chemnitz i. Sachsen 26. 3. a. 2. 154"

 


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Originalbeschreibung: "830. Holzstein, nelkenbr. achatfoerm. geschl. aus Ungarn. 26. 3. a. 2"

Originalbeschreibung: "828. Holzstein gelbl. weißser in Opal übergehend v. Sachsen 26. 3. a 2"

Originalbeschreibung: "816. Holzstein rother staenglicher Kirschen? 26. 3. a. 2"